Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin…


25. September 2015, von in Neuigkeiten

…hieß es vor kurzem für eine 12-köpfige Gruppe von Kollegen und Kolleginnen der SYNAXON. An Stelle einer „Lustreise“ zum DFB-Pokalfinale ging es aber vielmehr darum, die Führungsprozesse und Organisationsstrukturen verschiedener Institutionen kennen zu lernen und etwas über den Tellerrand hinauszuschauen.

Die Idee zu dieser Exkursion ist im Rahmen des Führungskräfteentwicklungsprogramms der SYNAXON entstanden. Gemeinsam mit Vorstand und Führungskräften konnten wir einen Einblick in die Struktur öffentlicher Verwaltungen, Lobbyarbeit aus der Privatwirtschaft, die Arbeit politischer Institutionen und NGOs erhalten. 

Nach der Ankunft in Berlin und einem kurzen gemeinsamen Frühstück führte uns die erste Station zum Bundesministerium der Verteidigung. Unter Leitung des Referenten Hauptmann Michael Wawrzyniak konnten wir einen Einblick in den Aufbau und die Aufgaben des Ministeriums und der Streitkräfte erhalten. Mit rund 2.000 Mitarbeitern steuert das Verteidigungsministerium die Bundeswehr noch immer von den beiden Dienstsitzen Bonn und Berlin. Seit Ende der 90er Jahre haben sich die Aufgaben der Bundeswehr deutlich verändert. In zunehmenden Maße nimmt die Bundeswehr mittlerweile an Auslandseinsätzen unter verschiedenen Mandaten teil. Die Anforderungen an Mensch und Maschine, sprich den Soldaten und deren technischer Ausstattung, haben dabei auch in Abhängigkeit von den diversen Aufträgen stark zugenommen und die Bundeswehr an die Grenzen der Belastbarkeit geführt. Derzeit bildet vor allem die humanitäre Hilfe für Flüchtlinge und der Kampf gegen die Schleuser im Mittelmeer einen Schwerpunkt der Arbeit.

Die Bundeswehr begegnet den veränderten sicherheitspolitischen Bedingungen mit einer umfangreichen Neuausrichtung die bis 2017 abgeschlossen werden soll. Vor allem bei der Nachwuchsgewinnung konkurriert die Bundeswehr dabei mit Privatunternehmen.

Ein Besuch beim Ehrenmal der Bundeswehr im Bendlerblock rundete unseren Besuch im Verteidigungsministerium ab. Beeindruckend war dabei der Detailreichtum dieses Gebäudes. Wer hätte beispielsweise gewusst, welche Bedeutung die (halb-)ovalen Ausstanzungen an den Bronzewänden haben?

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Quelle: Bundeswehr/ Andrea Bienert

Unser Referent klärte uns auf, dass die ovalen Ausstanzungen der Größe der Bundeswehr-Erkennungsmarke entsprechen und die halbovalen Ausstanzungen somit in Größe der durchbrochenen Marke als Symbol für den gefallenen Soldaten stehen. Das Muster der Ausstanzungen wiederum entspricht dem Morsecode für den Eid der Zeit- und Berufssoldaten, das Gelöbnis der Wehrdienstleistenden sowie den Amtseid der Wehrverwaltung.

Mit Ur-Berlinerin durch die Waschmaschine

Unsere zweite Station war eine Führung im Bundeskanzleramt. Nach ausgiebiger Einlasskontrolle durften wir die heiligen Flächen betreten und haben viel über Berlin, Berliner und die architektonischen Besonderheiten des Baus erfahren. Anekdoten von anderen Gruppen spickten den Rundgang der Ur-Berlinerin ebenso wie Erklärungen zum Sinn und Zweck der besichtigten Räume, strategischer Sitzplatzanordnung und dem Nutzungsintensität der Büroflächen. Aufgrund von Presseterminen und anderen Anwesenden von höchstem Rang haben wir nur die untere Etage besichtigen können, der Eindruck der “Waschmaschine”, wie das Kanzleramt gerne genannt wird, war aber auch so beeindruckend.

Hauptverband des deutschen Einzelhandels aka Handelsverbands Deutschland

– Von Bielefeld nach Berlin – , eine Gemeinsamkeit, die uns mit dem Gastgeber unseres ersten Tagesordnungspunktes für Tag 2 verbindet. Während es uns lediglich für zwei kurzweilige und äußerst spannende Tage nach Berlin verschlug, zog es den gebürtigen Bielefelder Stefan Genth, bereits 2007 in die Hauptstadt. Als Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, HDE (einigen vielleicht noch besser unter dem alten Namen Hauptverband des deutschen Einzelhandels bekannt), bildet er seit nunmehr 8 Jahren quasi die “Speerspitze” der Interessenvertretung des Einzelhandels (und damit nicht zuletzt auch für uns und unsere angeschlossenen Partner) in Deutschland und der EU.   

Keine 500 m von Angela Merkels Wohnung entfernt und direkt an der Spree gelegen, empfing uns Stefan Genth in den heiligen Hallen des HDE (von denen man übrigens einen hervorragenden Blick über Berlin genießen könnte, wenn man nicht arbeiten müsste ;-). Wir bekamen einen ausführlichen Einblick in die Lobbyarbeit in Berlin und Brüssel und konnten neben der Bielefelder Vergangenheit noch einige weitere Gemeinsamkeiten feststellen. Genau wie wir ständig vor der Herausforderung stehen, die vielfältigen Interessen unserer Partner zu identifizieren, zu bündeln und bestmöglich zu befried(ig)en, sieht sich der HDE ebenso mit eben dieser komplexen Aufgabe konfrontiert. Wie schwierig dies im Einzelfall sein kann, wurde uns am Beispiel der kartellrechtlichen Bedenken im Rahmen der Fusion von Tengelmann und Edeka deutlich gemacht. Als Interessensvertreter sämtlicher Lebensmittel- Einzelhandelsriesen ist es quasi unmöglich in dieser Sache eindeutig Stellung zu beziehen.

Eine weitere Ähnlichkeit wurde beim Blick auf die ausgelegten Informationsmaterialien offensichtlich. Der Titel der Veranstaltung des HDE, der Stefan Genth am Vorabend noch beiwohnte, lautete „Denken und Handeln“. Wer sich unser Logo anschaut, weiß was ich meine.

Im Anschluss an den äußerst kurzweiligen Vortrag ging es für Stefan Genth direkt zur Pressekonferenz mit dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh), um die gemeinsame Forderung nach vereinfachten Datenschutzbestimmungen zu bekräftigen. Auch für uns ging es umgehend weiter und wir machten uns auf Richtung Reichstagsgebäude.

Über den Köpfen der Politik

Tagesordnungspunkt 1 Epl 16, Erste Beratung der Bundesregierung, Einzelplan 16 (Umwelt Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit) (TOP 1 Epl 16, 01:45 Stunden)” Das stand auf der Tagesordnung der ersten Plenarsitzung meines Lebens. Nach dem Anmelde- und Registrierungsprozess (….nach dieser Reise weiß ich endlich wieder wofür ich einen Personalausweis besitze….) und einer Einführung in die Sitten und Unsitten im Bundestag, durfte unsere Gruppe über den Köpfen der CDU/CSU auf den oberen Rängen im Sitzungssaal Platz nehmen und gebannt dem Geschehen der Sitzung folgen. Im Gegensatz zu anderen Anwesenden. Mein erster Eindruck: Enorm hohe Smartphone, Tablet und Getuschel-Dichte bei unseren Abgeordneten.

Die Grünen gaben sich lautstark und kommentierten eifrig die zeitlich exakt getakteten Beiträge der anderen Parteien. Kritik, aber auch Lob wurde parteiübergreifend an die “Reaktorministerin” Barbara Hendricks (Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit) gerichtet – leider nach Ablauf der für die sprechende Partei festgelegten Zeit, wie der Präsident den Anwesenden deutlich zu verstehen gab. Spannend, das alles einmal live sehen zu dürfen.

Nach einer Stunde gebanntem Zuhören und einem körpersprachlich machtvollen Auftritt von Sigmar Gabriel (Bundesminister für Wirtschaft und Energie) mussten wir unsere Plätze räumen und durften gerade noch erleben, wie Finanzminister Wolfgang Schäuble die weitere Agenda des Tages … nennen wir es mal analysierte.

Berlin von oben stand als nächster Punkt auf unserem Zeitplan beim Besuch der kurz vor der Jahrtausendwende fertiggestellten, von Sir Normen Foster entworfenen, Kuppel des Reichstagsgebäudes.

 

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MdB zum „Anfassen“

Nach einem gemeinsamen Mittagessen im “Berlin Pavillon” stand dann ein Besuch im Paul Loebe Haus in Verbindung mit einem Termin mit MdB Dr. Carsten Linnemann auf dem Programm. Auch hier wurde uns wieder deutlich, wie streng die Sicherheitskontrollen im Berliner Regierungsbezirk aktuell sind… Im Gebäude angekommen, sind wir bereits nach wenigen Minuten in den Fraktionssaal der CDU/CSU-Fraktion des Bundestages umgezogen.

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Fraktionssaal der CDU/CSU-Fraktion des Bundestages

Hier konnten wir nicht nur in Erfahrung bringen, wie es ist, auf den Stühlen unserer amtierenden Bundeskanzlerin, Angela Merkel, und dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, zu sitzen. Dr. Carsten Linnemann hat uns darüber hinaus einen tiefen Einblick in den Ablauf der wöchentlich Dienstag nachmittags stattfindenden Fraktionssitzungen und den Tagesablauf eines Bundestagsabgeordneten gegeben. Spätestens bei einem gemeinsamen Blick in seinen Terminkalender ist uns allen klar geworden, dass die Arbeit als Bundestagsabgeordneter alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Darüber haben wir die Gelegenheit genutzt und Herrn Dr. Linnemann auch zu seiner persönlichen Position in Bezug auf aktuelle Themen wie die Flüchtlingskrise anzusprechen. Es ist kein Geheimnis, dass er mit seiner Haltung eher an einen Abgeordneten der CSU erinnert und nicht müßig wird, auf die Probleme bei der Integration von Flüchtlingen, vor allem in den deutschen Arbeitsmarkt, hinzuweisen.

Wie wir bereits berichtet haben, nutzten wir an dieser Stelle auch die Chance, um für unsere Partner und uns um eine möglichst baldige Reform der Insolvenzanfechtung zu kämpfen. Dabei unterstützt die SYNAXON AG den aktuell zur Debatte stehenden Referentenentwurf zur Wiederherstellung eines ausgewogenen Verhältnisse der Interessen aller Gläubiger.

Nach zwei überaus informativen Tagen in Berlin trafen wir uns zum Abschluss der lehrreichen Reise mit Dagmar Quentin, Chairwoman des Vereins NIJMAH e.V., die ausführlich über ihr Engagement und ihre Projekte berichtete. Details zu unserem Treffen mit Frau Quentin sind hier zu finden.

Nach diesem Austausch brachte uns schließlich die Deutsche Bahn am Abend wieder an unseren Startpunkt Bielefeld.

 

Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit von Timo Benning, Bastian Volberg, Johannes Perlik, Daniel Dieckmann, Torsten Struß und Hanne Kaup erstellt.

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