Die 4-Tage-Woche in der Praxis


11. April 2022, von in Neuigkeiten

Wie unser SYNAXON IT-Partner BITWINGS GmbH & Co. KG das Modell umsetzt

Vor einigen Wochen berichteten wir in unserem IT-SERVICE.NETWORK Blog darüber, dass Belgien
als Vorreiter das Konzept der 4-Tage-Woche flächendeckend einführt. Wir stellten uns die Frage,
ob es sich dabei um das Arbeitsmodell der Zukunft handelt und welche Vor- und Nachteile die 4-
Tage-Woche bietet.

Daraufhin meldete sich unser SYNAXON IT-Partner BITWINGS bei uns. Das IT-Systemhaus in
Neumarkt in der Oberpfalz führte das Modell im vergangenen Jahr auf freiwilliger Basis als Projekt
ein. Offiziell noch bis Juni laufend, scheint aufgrund der positiven Erfahrungen eine unbefristete
Fortführung für mehr als wahrscheinlich.
Wir haben sowohl die Geschäftsführung als auch eine Mitarbeiterin zum Interview gebeten.
Wolfgang Geng ist einer von drei Geschäftsführern des erfolgreichen Systemhauses, das vor 13
Jahren gegründet wurde. Er machte den Anfang:

Herr Geng, was waren die 3 wichtigsten Gründe, das Modell der 4-Tage auszuprobieren?
Wolfgang Geng: „Zunächst einmal ging es darum, unsere Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen – in
Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine Herausforderung, der man sich immer wieder neu stellen
muss. Darüber hinaus spielte aber auch das Thema Erholung eine große Rolle. Unser großartiges
Team leistet jeden Tag eine ganze Menge – das geht auf Dauer aber nur, wenn es privat genügend
Ausgleich gibt. Wir stellten uns in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob eine Reduzierung der
Arbeitstage einen positiven Einfluss auf die Krankheitstage haben kann.“

Wolfgang Geng, Geschäftsführer BITWINGS

Wie genau haben Sie das Modell umgesetzt? Ist die wöchentliche Arbeitszeit gleichgeblieben oder
sind tatsächlich Stunden entfallen bei gleicher Bezahlung?

Wolfgang Geng: „Die wöchentliche Arbeitszeit wurde von 40 auf 36 Wochenstunden herabgesetzt,
bei vollem Lohnausgleich. Zu Beginn fand ein Briefing der Mitarbeiter statt, in dem wir erklärten, das
Modell der 4-Tage-Woche allen daran interessierten Mitarbeitern auf freiwilliger Basis anzubieten.
Natürlich musste trotzdem gewährleistet sein, dass wir für unsere Kunden in gewohnter Weise
erreichbar sind. Das haben wir durch ein rollierendes Gruppen-System mit je 5 Personen
sichergestellt, in dem sich der freie Tag des Mitarbeiters immer um einen Tag verschiebt. Also in der ersten Woche hat Mitarbeiter A am Montag frei, in der zweiten Woche dann Dienstag usw. In der fünften Woche hat er dann Freitag und in der nächsten Woche wieder Montag frei. Somit hat er alle 5 Wochen ein langes Wochenende mit 4 freien Tagen.“

Wie haben Ihre Mitarbeiter:innen auf die Idee und das Konzept dahinter reagiert?
Wolfgang Geng: „Wie erwartet sehr positiv, alle bis auf einen Mitarbeiter waren in der Testphase
dabei. Danach wollte auch dieser Mitarbeiter dabei sein.“

Welche Vorteile konnten Sie in der Projektphase beobachten (z. B. gesteigerte Produktivität,
höhere Mitarbeiterzufriedenheit)?

Wolfgang Geng: „Die Umstellung bedurfte durchaus einer gewissen Eingewöhnungszeit. Mit der Zeit
lief das Ganze dann aber immer runder und entspannter. Der Krankenstand hat sich gesenkt und
Mitarbeiter waren sehr positiv gestimmt. Auch das Umfeld war recht neidisch und das hat dann auch
am Ende den Stellenwert der Mitarbeiter angehoben.“

Gab es auch Nachteile oder negative Auswirkungen/Reaktionen?
Wolfgang Geng: „Zu Beginn haben sich die Mitarbeiter den freien Tag regelrecht überladen mit
privaten Terminen, das war eigentlich eher kontraproduktiv. Aber mit der Zeit hat sich alles
eingespielt und jetzt läuft es sehr gut. Die Reaktionen von Kundenseite waren bisher nur positiv.“

Werden Sie das Modell fest etablieren und wenn ja, warum?
Wolfgang Geng: „Das Modell funktioniert sehr gut, die Produktivität ist aktuell relativ gleich, dafür
haben sich die Krankentage verringert. Insgesamt ist die Akzeptanz bei den Mitarbeitern sehr hoch.
Und erfreulicherweise konnten wir auch im Bereich der Mitarbeiter-Rekrutierung dazugewinnen. Die
Anzahl der Bewerber hat sich erhöht und der Stellenwert eines Arbeitsplatzes, an dem man nur 4
anstatt 5 Tage arbeiten muss, ist viel höherwertiger. Deshalb werden wir das Modell wahrscheinlich
fest etablieren.“

Herr Geng, danke für das Gespräch. Kommen wir nun zur Mitarbeitersicht. Exemplarisch für das
Team sprachen wir mit Christina Geng, Projektmanagerin – Online & Marketing.

Frau Geng, was war Ihr erster Gedanke, als es hieß, dass das Modell der 4-Tage ausprobiert wird?
Christina Geng: „Ich habe zuvor schon viel darüber gelesen und mir insgeheim vorgestellt, wie es
wohl wäre, an nur vier Tagen in der Woche zu arbeiten. Daher habe ich mich sehr gefreut und war
Feuer und Flamme, als die Nachricht der Geschäftsführung kam.“

Christina Geng, Projektmanagerin BITWINGS

Konnten Sie Veränderungen in Ihrem Arbeitsverhalten feststellen und wenn ja, welche?
Christina Geng: „Die größte Veränderung für mich war eine Entschleunigung im Arbeiten. Ich gehe
nach einem freien Tag unter der Woche viel entspannter auf die Arbeit / an den Schreibtisch im
Homeoffice.“

Hat das Projekt Auswirkungen auf Ihre Zufriedenheit und Motivation gehabt? Wenn ja, welche?
Christina Geng: „Ich war schon vorher sehr zufrieden bei BITWINGS – kann hier also nicht sagen, dass
ich noch zufriedener bin. Es motiviert mich aber sehr, dass die Geschäftsführung an uns glaubt und
an uns Mitarbeiter bzw. unsere Work-Life-Balance denkt.“

Wünschen Sie sich eine Fortführung des Modells? Und wie sind die Meinungen dazu im
Kollegenkreis?

Christina Geng: „Ich würde mich sehr freuen, wenn es nach Ablauf der Testphase weitergeht – und
hier sind wir uns im Kollegenkreis – soweit ich informiert bin – alle einig. Einige hatten nach Ende der
ersten Testphase kritisiert, dass die Freitagnachmittage (hier müssen wir natürlich auch bis 18 Uhr
arbeiten) recht lang sein können. Zum Start der zweiten Testphase hat die Geschäftsführung darauf
reagiert und eine Gleitzeit eingeführt.“

Angenommen, Sie wären aktuell auf Job-Suche. Wäre das Modell der 4-Tage-Woche ein Grund für
Sie, einen Arbeitgeber dem anderen vorzuziehen?

Christina Geng: „Auf jeden Fall!“

Gab es Momente, in denen Sie sich den 5. Tag doch zurückgewünscht haben?
Christina Geng: „Ehrlich gesagt: Bisher keinen einzigen.“

Vielen Dank für das Gespräch. Wir sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen.

Wie ist Ihre Meinung zum Modell der 4-Tage-Woche? Lassen Sie es uns in den Kommentaren
wissen oder melden Sie sich gern bei uns, wenn auch Ihr Unternehmen alternative Wege geht
anstatt klassische 9-to-5 Jobs anzubieten.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert